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TUVALU – EINE REISE IN DIE WELT DER TRÄUME

nach einem Film von Veit Helmer

Eine Produktion von P E T projects
Premiere 14. März 2014, im Rahmen des Festivals Duisburger Akzente 2014
Mit Sabine Osthoff, Konstantin Lindhorst, Jens Kerbel und Kindern aus Duisburg
Fassung Jennifer Whigham, Kristina Wydra
Bühne Gesine Kuhn
Kostüme Sigrid Trebing
Dramaturgie Kristina Wydra

Fotos: Dirk Soboll

PRESSESTIMMEN:

Theater-Reise auf der Suche nach Glück
DUISBURG. Die Akzente-Auftragsproduktion „Tuvalu“ hatte ihre Uraufführung in der Liebfrauenkirche. Großes Lob für die komödiantisch ebenso wie melancholisch glänzend aufspielenden Schauspieler.

Nach 2008 („Ich sehe was, was du nicht siehst“), 2010 („Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“) und 2012 („Die Entdeckung der Langsamkeit) ist „Tuvalu“ die vierte Akzente-Arbeit von Jennifer Whigham und Jens Kerbel. Gerne adaptieren die beiden in Bonn lebenden freien Theatermacher Roman- oder Drehbuchvorlagen und stellen sie auf die Bühne. Was aber tun, wenn es in einem Film keine gesprochene Sprache gibt, so wie bei dem 1999 gedrehten Spielfilm „Tuvalu“ von Veit Helmer? Ihre künstlerische Antwort darauf ist eine Art Live-Hörspiel als Erzähltheater unter Verwendung weiterer Fremd-Texte. So kommen in der rund 75-minütigen szenischen Installation, wie das Regiegespann seine Inszenierung nennt, neben der Filmerzählung Veit Helmers auch Geschichten und Gedichte von Autoren wie Paul Auster, Rolf Dieter Brinkmann, Erich Fried, Hermann Hesse, Ernst Jandl, Franz Kafka, Christoph Meckel und Haruki Murakami zu Gehör.

Der Akzente-Auftragsproduktion dramaturgisch vorangestellt, zitiert das Regie-Duo ein Gedicht von Mascha Kaléko, das die Kernbotschaft seiner Inszenierung postuliert: „Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr.“ Und schon sind Whigham und Kerbel beim Plot des Films, der ein skurril bis groteskes Liebesmärchen über den jungen Bademeisterassistenten Anton und die 18-jährige Eva erzählt.

Für sie wie für viele weitere Rollen hat das Regieteam die komödiantisch ebenso wie melancholisch glänzend aufspielenden Schauspieler Sabine Osthoff und Konstantin Lindhorst engagiert und zusätzlich sechs Kinderstatisten szenisch eingesetzt. In dieser Konstellation wird die „Reise in die Welt der Träume“, wie es im Untertitel heißt, zu einer wie mit Kinderaugen staunenden bis kindlich-naiven Erlebniswelt, die ihre sinnlichsten Momente immer dann hat, wenn die Liebe, das Glück und die Sehnsucht der beiden Protagonisten als fantastisches Kinderspiel daherkommen. „Sie ist für mich das hundertprozentige Mädchen“, sagt Anton und bereitet im Finale alles vor, mit seiner Eva und der Kinder-Crew Kurs auf die Insel Tuvalu im Pazifischen Ozean zu nehmen. Das alles spielt sich im Film in einem heruntergekommenen Schwimmbad ab. Für das Theater hingegen dient als Kulisse die ehemalige, mittlerweile umgebaute Liebfrauenkirche. Hier hat Bühnenbildnerin Gesine Kuhn eine imaginäre Badeanstalt geschaffen, in der Wasser und Startblöcke eines markierten Schwimmbeckens mit Kreide eingezeichnet werden. Fantasie ist eben alles – auch bei der „Wikipedia“-Beschreibung, wie sich die geliebte Insel Tuvalu wohl anfühlt. Da reicht ein mit Sand gefüllter Koffer gepaart mit ein paar „Aloha-Oe“-Klängen – und das Glücksgefühl von Anton und Eva schwelgt, ebenso wie das des Publikums.
Rheinische Post, 17.03.2014, Olaf Reifegerste

Inszenierung erschafft ein altes Bad in der Liebfrauenkirche
DUISBURG.  Tuvalu ist ein Inselstaat im Stillen Ozean. Der Ort ist Ausdruck tiefer Sehnsucht, Zufluchtsort in der Fantasie. „Tuvalu. Eine Reise in die Welt der Träume“, heißt das Stück von Jennifer Whigham und Jens Kerbel, das die beiden für die Akzente inszeniert haben. Es ist eine poetische Collage.

Für die szenische Installation interpretieren die Regisseure den Stummfilm „Tuvalu“ von Veit Helmer und legen den Protagonisten Anton (Konstantin Lindhorst) und Eva (Sabine Osthoff) Text-Fragmente etwa von Haruki Murakami, Franz Kafka, Ernst Jandl und Wikipedia in den Mund. So gelingt eine poetische Collage, in denen die Fragen nach Neubeginn, Festhalten an Althergebrachten und Sehnsüchten aufgeworfen wird.

Die Zuschauer werden von Kindern in gelben Regenhosen begrüßt und zu ihrem Platz in der Liebfrauenkirche geführt. Die Geschichte spielt in einem heruntergekommen Schwimmbad . Mit einfachen Mitteln verwandeln die Darsteller den Kirchenboden in ein öffentliches Bad. Anton zeichnet mit Kreide Startblöcke auf den Boden. Dann nimmt er Anlauf, springt ins Becken – und landet polternd auf dem Allerwertesten. Klar, es muss ja noch Wasser ins Becken gefüllt werden. Mit stetig-rauschemden „Schsch“ malen die Kinder Wellen auf den Boden. So lässt es sich direkt leichter plantschen. Eva bekommt sogar extra eine Leiter aufgezeichnet, an der sie hinuntersteigen kann.

Publikum in der Liebfrauenkirche verzückt

Antons Vater Karl hängt am Schwimmbad. Der alte Mann ist fast blind und Anton es nicht übers Herz bringt, ihm die Wahrheit zu sagen, schaltet er jedes Mal ein Tonbandgerät ein, auf dem Stimmengewirr und Rauschen zu hören ist – wie in guten Tagen, als das Schwimmbad belebt war. Antons Bruder Gregor will das Bad hingegen am liebsten abreißen lassen, für ihn bedeutet Glück vor allem Profit. Eva träumt, wenn sie das Wasserrauschen hört, von der Ferne, von einem Neuanfang auf Tuvalu. „Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr“, zitiert Konstantin Lindhorst in seiner Rolle als Anton die Lyrikerin Mascha Kaléko. Die Kinder spielen in dieser Szene mit kleinen Papierschiffchen und singen „Aloahe“. Tuvalu steckt in einem Koffer. Er ist gefühlt voller Sand, in dem eine Palme steckt. Es sind diese kleinen Einfälle, die das Publikum in der Liebfrauenkirche so verzücken. Oder, wie Eva sagt: „Wirklichkeit ist niemals genug, Zauber tut not.“

Das fantasievolle Stück passt hervorragend in die alte Kirche, die auch ein Ort zwischen Vergangenheit und Aufbruch symbolisiert. Neben den klug ausgewählten Sätzen, begeistern die Darsteller mit ihrem reduzierten Schauspiel. Eine Reise zum Träumen.
WAZ, 16.03.2014, Fabienne Piepiora

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